„BLINDSPOT LAB – Künstlerische Denkmodelle“
Ein analoges Toolkit zur eigenständigen oder begleiteten Anwendung in Unternehmens- und Forschungskontexten
MODUL 1 – WAHRNEHMUNG & DENKBEWEGUNG
Ziel: Irritation als produktive Methode. Künstlerisches Denken als Erfahrungsweg jenseits funktionaler Routinen.
Inhalt der Toolbox (MODUL 1)
1. Zitatkarte: Earle Brown – Offenheit als Systemprinzip
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Form: A5-Karte, einseitig bedruckt, rückseitig beschreibbar
Gestaltung: Vorderseite als Visualisierung einer Brown’schen Notation (z. B. aus „December 1952“) in Silberprägung auf schwarzem Grund, Rückseite mit Zitat.
Textvorschlag (Rückseite):
„I am interested in the capacities of the performer as a creative participant.“
– Earle Brown, 1952
Zusätzlich:
Diese Komposition ist offen. Sie folgt keiner linearen Ordnung. Der/die Ausführende wird Mitgestaltende:r – das Werk entsteht im Moment der Entscheidung.
Aufforderung: Welche Entscheidung triffst du – und was folgt daraus?
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2. Grafische Notationskarten (5–10 Varianten)
Form: Karten A6, einfarbig auf strukturiertem Papier, gelocht zur Bindung mit Ring
Inhalt: Abstrakte, unvollständige grafische Anordnungen, inspiriert von Brown, Cage, Cardew – Linien, Zeichen, Leerstellen, Punkte, Fragmente.
Beispielkarten:
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Punktwolken mit Leerstellen – keine Richtung erkennbar
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Linien ohne Anfang/Ende – Unterbrechungen im Rhythmus
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Fragmente einer imaginären Partitur – grafische Brüche
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Spirale ohne Zentrum – Irritationsmuster
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Offene Fläche mit Störung (z. B. diagonale Störungslinie)
Rückseite jeweils:
Wie liest du dieses Bild? Was folgt als nächster Schritt? Was hörst du in der Stille dieser Linie?
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3. Impulskarten: „Verunsicherung als Einladung“
Form: Kleine Kärtchen (7 × 7 cm), jeweils mit poetisch-philosophischem Impuls
Papier: Dünnes Transparentpapier oder Dünndruckpapier als „flüchtiger“ Impuls
Beispiele:
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Wenn das Bekannte nicht mehr greift – was bleibt als Bewegung?
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Ist Irritation ein Fehler – oder ein Signal?
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Wie klingt eine Entscheidung, die du nicht triffst?
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Was entsteht, wenn du dem Ungewissen nicht ausweichst?
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Was denkt dein Denken, wenn du es nicht kontrollierst?
4. Reflexionskarten (Set in 4 Sequenzen)
Form: Karten A6 auf beschreibbarem Papier, gelocht
Design: Nummeriert (1–4), mit offener Schreibfläche unten
Textinhalt:
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Karte 1: Was höre ich, wenn ich nichts verstehen muss?
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Karte 2: Was mache ich daraus – spontan, intuitiv?
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Karte 3: Welche wiederkehrenden Muster erkenne ich in mir oder meiner Arbeit?
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Karte 4: Was zeigt sich neu – was überrascht mich selbst?
Optional Rückseitenanregung:
Lies deine Antworten wie ein Gedicht. Wo beginnt der Rhythmus deiner Wahrnehmung?
5. Begriffskarten (für Legemethode)
Form: 20–30 kleine Karten (5 × 5 cm), stabiler Karton
Gestaltung: Schwarz-weiß, minimalistisches Design
Begriffe (Auswahl):
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Grenze
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Klang
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Fragment
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Widerstand
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Zwischenraum
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Pause
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Umkehr
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Nichtwissen
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Bewegung
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Impuls
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Kontext
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Struktur
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Leere
Anwendung: Lege 3 Karten nebeneinander – welche Beziehung entsteht?
6. „Störbild“-Poster (gefaltet auf A4)
Form: Poster A2, mehrfach gefaltet
Vorderseite: Visualisierte Notation im Stil von Earle Brown, ohne Anleitung
Rückseite: Kleiner Text mit Handlungsimpuls
Textvorschlag:
Diese Komposition hat keine Richtung.
Keine Regeln. Keine Mitte. Nur deine Aufmerksamkeit.
Stelle dich davor. Finde deinen Einstieg.
Wo beginnt deine Interpretation?